Wie oft, wiiiiiiie oft musste ich diesen Satz wohl im letzten Jahr hören? Vorweg; Nein, ich hatte noch keine Prüfung und deshalb kann ich es noch nicht. Aber mir geht es hierbei mehr ums Prinzip. Ich musste mir so oft anhören, dass es doch zur „Allgemeinbildung“ gehört, dass man Autofahren kann, oder, dass andere Menschen keine 20 Fahrstunden gebraucht haben.
Ihr Menschen, ihr die ständig fragt und ständig diese herabschätzend Bemerkungen fallen lässt, dass es doch „gar nicht so schwer sei“ es zu lernen. Mag schon sein, dass es nicht schwer ist. Aber für jemanden wie mich, der Angst davor hat(te) ist es ein verdammt grosser Schritt. Ich sag doch auch nicht; „Du mit Höhenangst, tu‘ doch nicht so. Ist doch echt nicht hoch.“
Abgesehen davon geht’s die meisten Menschen, die ungelogen im 3-Tages-Tackt fragen, einfach nichts an. Nichts.
Autofahren lernen ist für mich ein Prozess. Das einsteigen in den Wagen, mich mit der Umgebung wohlfühlen, das Fahrzeug und die Manöver beherrschen. Das alles braucht seine Zeit und wenn das bedeutet, dass ich irgendwann 12o Fahrstunden habe, dann ist das halt so. Ich kenne mich mit meinen 21 Jahren wohl besser als alle anderen und es ist mein Geld was ich für meine, sowie die Sicherheit meiner Mitmenschen gerne ausgebe. Also stresst mich nicht unnötig damit, dass ich es „doch endlich auch mal“ können sollte. Lass es einfach! Es ist weder motivierend noch irgendwie angebracht. Es ist, genau genommen, sogar frech.
Zumindest diese Aussage, dass es „zur Allgemeinbildung“ gehört. Klar, bei mir in meinem blöden 700 Seelendorf braucht man schon fast mit 16 ein Auto, weil nach halb sieben kein Bus mehr fährt. Aber das ist nicht überall so und wieso sollten junge Menschen, welche in der Stadt wohnen und gut öffentliche Verkehrsverbindungen haben, ihr Geld für Fahrstunden ausgeben? Genau; Sie tun es nicht, weil es nicht nötig ist. Aber die sind nicht dümmer, oder weniger gebildet, sie sind einfach nicht darauf angewiesen.
Und ich bin nicht dumm, auch wenn ich noch keine Autoprüfung hab. Doch das muss man anscheinend erst erklären.
Den obigen Blogpost habe ich irgendwann vor einigen Wochen geschrieben und; Himmel hat mir das damals gut getan.
Heute, einige Tage nach dem ich den Führerschein gemacht habe fühlt es sich irgendwie seltsam an. Ich soll alleine Autofahren? Doch es war ein unglaubliches Gefühl, als die Prüferin sich nach den 34 Minuten auf dem Beifahrersitz zu mir gedreht hat und meinte:„Vorweg, ich gratuliere, Sie haben bestanden.“
Ein riesen grosser Stein ist von meinem Herzen gefallen. Seit über einem Jahr habe ich gelernt Auto zu fahren. So lange habe ich darauf hin gearbeitet und niemandem von meiner Prüfung erzählt. Die einzigen Menschen die davon wussten, waren mein Fahrlehrer und ich. Der Moment, als ich dann, einige Sekunden nach dem ich die Hand der Prüferin geschüttelt hatte, neben dem Fahrschulauto stand und meinen Fahrlehrer ansah musste ich einfach weinen. Ich weiss nicht genau warum, aber ich denke es war, weil ich mich in dem Moment einfach erlöst gefühlt hatte. Denn ich konnte jetzt sage: „Ja, ich kann Autofahren!“
Ich weiss nicht, ob ihr Greys Antomy schaut, aber die Folge in der Cristina mit Derek Fischen geht und ihren gefangenen Fisch in den Händen hält… So habe ich mich gefühlt.
In diesem Blogpost wollte ich mich auch bei meinem Fahrlehrer und dessen Nerven bedanken. Die etlichen Lektionen, in denen nicht mehr als „aha“ und „mhm“ aus meinem Mund kamen, waren bestimmt nicht die schönsten in seinem Leben, aber ich kann nur für mich sprechen und muss irgendwie sagen, dass ich dank ihm echt die Freude am Autofahren entdeckt habe. Es gab natürlich auch nicht so sonnige Tage, an denen ich dachte, dass ich wohl niemals mit einer Kupplung oder einem Schaltknüppel zurecht kommen werde, aber er hat mich mich nicht aufgegeben lassen und er hat mich unglaublich motiviert. Irgendwie stelle ich mir das so vor: Als hoffnungsloser Fall bin ich gekommen, doch mit dem richtigen Manöver konnte ich die Richtung ändern und bin ins Ziel gefahren. Danke.
An alle aus Luzern und Umgebung, meldet euch doch bei ihm.
Vielleicht, wenn ihr Fussgänger seid, verdankt ihr ihm euer Leben. Zumindest, wenn ich an euch vorbei fahre. 😉
3 Kommentare
moonraccoon97
7. Juni 2017 at 11:12Ich kann deine Gedanken so gut nachvollziehen. Ich hatte für die Autoprüfung fast 2 Jahre und durfte 4 mal an die Führerprüfung. Mein Umfeld scheute, das nicht davor zu fragen, ob ich es endlich geschafft habe oder wieso es so lange bei mir dauert. Ich meine das macht das überhaupt nicht besser. Genauso wie der Satz: Also ich würde den Führerschein schneller machen. Aber wenn man es geschafft hat, ist die Erleichterung groß. Und das erste mal alleine im Auto zu sitzen ein unbeschreibliches Gefühl. Ganz großes Lob an deinen tollen Blog!
siteadmin
20. Juni 2017 at 23:40Danke meine Liebe! Habe bei deinem Kommentar gerade richtig mitgefühlt. Es ist einfach dumm, jemanden wegen sowas ständig zu nerven. Man soll uns doch einfach machen lassen. 😀
Nicholas Paradise
8. September 2017 at 18:24Guter Fahrlehrer danke?