Dinge in meinem Kopf

Manchmal, zum Beispiel wenn ich im Auto mitfahre, schlechte Musik läuft und gerade kein spannendes Gespräch stattfindet, beobachte ich die Autos um uns herum. Wie die Menschen um uns herum ihr Leben leichtfertig auf’s Spiel setzen und für einen Moment alles Riskieren.

Ich sitze dann da, und beobachte, wie ein Autofahrer mit 190 km/h an uns vorbei rast, oder wie sie den Sicherheitsabstand nicht einhalten. Dann beginnt bei mir das Kopfkino. Ich stelle mir vor, dass Reifen quietschen, wie die Autos vor mir sich überschlagen, drehen, wie Scheiben zerspringen und Feuer ausbricht. Ich stelle mir vor, wie ich reagieren würde, wie alle anderen reagieren würden. Wie es ablaufen könne, oder müsste. Wie Menschen, bewusstlose Menschen, auf der Strasse liegen. Andere sitzen da und starren auf ihre offene Fraktur. Sie betrachten einfach so, als wäre es ganz normal, ihren Knochen, welcher sich durch ihre Haut gebohrt hat. Man nimmt sofort den beissenden Geruch von verbrannter Haut war. Dieser Duft wird deine Nase nie wieder verlassen. Nie wieder wird man diese Szenen vergessen können. Doch ich stelle mir vor, wie ich aus unserem Auto aussteige und allen sage, was sie zu tun haben. Ich stelle es mir ständig vor, immer und immer wieder. Als wäre es völlig normal, solche Gedanken zu haben. Als wäre es alltäglich, dass man sowas erlebt, oder sich das vorstellt. Doch irgendwann werde ich aus meinem Kopfkino gerissen. Ich sitze wieder im Auto, angeschnallt, wie sonst? Ich möchte ja nicht, dass ich irgendwann auf dem Asphalt sitze, um meinen Oberschenkelknochen sehen kann.

 

Bild: Marco Bäni

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