Wieso ich mich nicht für andere verändere – oder doch?

Es ist etwa drei Jahre her, da hatte ich das letzte Mal dieses Gefühl. Dieses Gefühl, dass ich etwas ändern muss. Also habe ich angefangen nachzudenken, was mir nicht passt, was mich traurig, oder gar wütend macht. Das letzte Mal war es eine Beziehung die nicht mehr so lief, wie sie sollte und irgendwie war es dieses Mal genau so, wie damals. Nur etwas war anders: Es war nicht mein Freund, sondern ich. Es klingt so sehr nach einem Klischee, dass ich seit Stunden versuche es anders zu formulieren, aber es ist genau so. Ich habe festgestellt, dass ich plötzlich eifersüchtig bin, dass ich mir Sorgen mache, dass es mehr als meinen schlechten Humor gibt, welchen er vielleicht durch jemand anders ersetzen möchte.

Vielleicht kennt ihr den Spruch: „Bevor dich jemand lieben kann, musst du zuerst lernen, dich selber zu lieben.“ Und genau das, musste ich wieder lernen. Ich hatte in den letzten Monaten so viel zu tun, stand unter so viel Druck und habe so viel gearbeitet, dass ich mich dabei völlig vergessen hatte. Ich habe mich nie zu Recht gemacht, habe nie auf meine Ernährung geachtet und seit langem nicht mehr etwas nur für mich getan. So kam es leider auch, dass ich mich inzwischen als eher verbittert ansehen würde. Das nervt mich, dies ist doof und das ist sowieso schrecklich. Alles hat mich genervt. Arbeiten, Freunde sehen, schlafen. Nichts hat mich motiviert und irgendwie war ich immer müde und schlapp.

In den letzten Wochen habe ich mir sehr viel Gedanken gemacht und habe dabei festgestellt, dass ich mir nicht mehr gefalle. Ich habe mich vor den Spiegel gestellt und mich gefragt „Das bin also ich. Aber ich noch ich sein?“ meine Antwort war klar: Nein. Ich will nicht immer schlecht gelaunt sein, keinen Bock auf alles und jeden haben und dabei noch von allen schräg angesehen werden.

Ich ging also das Erste an, was man halt so macht, wenn man eine Veränderung braucht: Die Haare müssen ab. Ja, noch so ein Klischee und ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich dieses Klischee gerne erfülle. Es hilft mir dabei anders zu sein, dann sobald ich 25cm weniger Haare habe, erkenne ich mich im Spiegel nicht wieder und habe deshalb das Gefühl, dass ich nun jede erdenkliche Person sein kann, welche ich sein möchte. Es hilft mir, das was ich hinter mir lassen möchte, auch wirklich da zu lassen. Klingt seltsam, ich weiss.

Weiter ging es damit, dass ich mir neue Sachen kaufen wollte. Genau; wollte. Als ich so in der Umkleidekabine stand und ich mich wieder mal im Spiegel betrachtete bemerkte ich, dass nicht die Verpackung, sondern das Verpackte nicht mehr schon anzusehen war. So fasste ich den Entschluss, dass ich abnehmen will. Oder besser: Abnehmen muss. Mir zuliebe.

Es ging nicht lange, da bemerkten die ersten Menschen in meinem Umfeld, dass ich mir wieder mehr Mühe mit meinem Äusseren gebe und mich mit dem Thema Ernährung auseinandersetze. Und jetzt kommt das, auf was ich eigentlich in diesem Blogpost eingehen wollte: So viele haben gefragt; „Für wen hast du dich schön gemacht?“ – „Wem willst du gefallen?“ Muss man das denn? Wieso sollte ich das denn für jemanden anders machen? Doch als ich das geantwortet habe, haben eigentlich alle mit einem müden Lächeln und folgendem Satz geantwortet: „Wenn du’s nicht sagen willst, ist das auch okey. Ich muss ja nicht alles wissen.“ Irgendwie wurde ich dann wütend. Mich hat das so genervt, dass ich schnippisch wurde und meinte: „Ja, anscheinend weisst du nicht nur nicht alles, sondern ganz essenzielle Dinge nicht. Nur weil sich im Leben von vielen alles nur um die Meinung  anderer dreht, muss das bei mir noch lange nicht so sein. Und ausserdem hast du Recht, es geht dich eigentlich nichts an, wieso ich was tue, solange es dich nicht in irgendeiner Form betrifft.“

Zu erkennen, was ich ändern musste um wieder zu mir zu finden hat mir geholfen wieder selbstbewusst und zufrieden zu werden. Es hat gut getan, in den letzten Wochen einige Male zu weinen und über alles nachzudenken. Ich habe wieder Platz zum atmen und das meine ich sogar wörtlich, denn die 10 Kilos die ich verloren habe, haben mir schwer auf der Brust gelegen. Jetzt tanze und singe ich wieder. Lache laut los, wenn ich einen Witz lustig finde und mache ab und an mal anderen Passanten Komplimente, weil ich es so schön finde, jemanden mit so etwas kleinem glücklich zu machen.

Ich hoffe auch, dass der Mythos – den gerade viele Männer anscheinend glauben – man würden sich für andere schminken, irgendwann aus den Köpfen der Menschen verschwindet. Zumindest ich kann sagen, dass ich mich für mich zu Recht mache und mich schminke, weil ich mich dann gut fühle. Die Leute um mich herum profitieren zwar davon, dass ich mich gut fühle, sie sind aber nicht der Grund dafür.

Meine Lieben, ich hoffe, dass ich eine kleine Motivation für euch sein konnte und ihr, falls ihr mal mit etwas unzufrieden seid, ihr genug Energie habt, dieses „etwas“ zu verändern. Viel Erfolg!

 

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