Ein in Cuba verlorenes Handy, vier Mexikanerinnen & ich

Es ist Montag, der 8. Mai 2017 und ich befinde mich mit meiner Reisegruppe im Car. Der Reiseführer bittet uns, aus zu steigen und zusammen zu bleiben, da wir bald eine Führung durch eine Indianerhöhle haben werden. Gesagt getan. Bei etwas mehr als 32 Grad mit über 90% Luftfeuchtigkeit waren wir aber alle sehr froh, dass es vorher noch kalte Getränke gab um unterwegs nicht zu kollabieren.

Nach der Erfrischung ging es im Gänsemarsch zum Eingang der grossen Höhle. Die meisten versuchten verzweifelt trotz des schlechten Lichtes gute Bilder zu machen und scheiterten kläglich. Ich nahm mein Handy also aus dem Rucksack und versuchte ebenfalls einige Fotos zu machen. Als wir in ein Boot steigen mussten, da am tiefsten Punkt der Höhle Wasser war, steckte ich es in meine Hosentasche. Kurz darauf war die Tour beendet und ich eilte auf die Toilette. Handy aus der Hosentasche auf die Ablagefläche gelegt, gepinkelt und zurück zum Car, denn wir wollten auch schon wieder weiter.

Nächster Halt: Mittagessen! Es gab (wie immer) Reis und Fleisch. Nichts Spezielles, aber lecker. Mit meiner Kamera versuchte ich die wunderbare Landschaft einzufangen und unterhielt mich prächtig mit den Anderen, während nach und nach alle fertig gespeist hatten. Als die gesamte Truppe bereit war, startete der Busfahrer den Bus und alle nahmen ihre Plätze ein. Da wir heute schon mehr als 5 Stunden unterwegs waren, waren alle ein wenig angeschlagen und so kehrte nach etwa einer Stunde Ruhe ein und alle wollten es sich bequem machen um ein Schläfchen zu halten.

Ich, organisiert wie ich bin, hatte meine Kopfhörer dabei und wollte Musik hören. Also griff ich zu meiner Hosentasche. Nichts. Vielleicht in der anderen.. auch leer. Womöglich in meiner Tasche? Ich griff hinein und tastete mich durch. Nichts. Also stand ich auf und kippte meinen gesamten Tascheninhalt auf meinen Sitz. Aber: Kein Handy. Ich habe jeden im Bus gefragt, ob er etwas gesehen hat, doch nichts. Ich wusste nicht mal, wo ich es gelassen hatte und bat den Reiseführer, auf meine Nummer anzurufen. Doch auch nach etlichen Versuchen hob keiner ab, also gaben wir es auf. Es ist doch bloss ein Handy. Dachte ich, um mich selber zu beruhigen.

Doch meine Tante hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben und schickte eine SMS mit etwa folgendem Text auf Englisch an meine Nummer: „Hallo, dieses Handy gehört Anna. Ich würde mich freuen, es wieder zu bekommen. Wir sind im Hotel Sol Palmeras in Varadero. Natürlich gibt es auch Finderlohn. €£$!“

Wir fuhren mit dem Bus ins Hotel zurück und packten, um am nächsten Tag weiter zu reisen und um das Strandhotel zu beziehen. Doch auch am nächsten Morgen hatte der Reiseführer keine guten Nachrichten und so starb auch die letzte Hoffnung darauf, mein Handy wieder zubekommen.

Zwei Tage später:
Es ist früher Donnerstag Nachmittag, wir lagen am Strand, genossen die Sonne, kalte Getränke und ich hatte mich schon völlig an mein Handy-loses-Dasein gewohnt, da kam meine Tante zu mir gerannt und schrie: Wir haben etwas zu feiern! Verwirrt setzte ich mich auf und versuchte mich nicht von der Sonne blenden zu lassen, während ich las, was auf ihrem IPhone Display, auf Englisch, stand: „Hallo, hier ist Sandra und ich bin heute in Varadero. Ich warte im Restaurant Palmares!“

Mit gemischten Gefühlen stand ich auf und fragte meine Reisebegleitung, ob ich alleine gehen müsse. Der Strandtag wurde dann für mein Handy geopfert. Juhu! Also ging es ab ins Taxi und schnell zum Restaurant Palmares. Doch leider hiessen in dieser Strasse fast alle Restaurants so. Irgendwann sahen wir dann aber einige Frauen an einem Tisch, welche aussahen, als würden sie auf Jemanden warten und so war es dann auch! Sie haben mich glücklicherweise von den Fotos auf meinem Handy erkannt und mich herzlich begrüsst.

Die vielen Bierflaschen auf den Tisch liessen darauf schliessen, dass sie schon lange gewartet hatten und ich war einfach nur froh, dass sie mein Handy dabei hatten. Sie erzählten dann, dass sie die Indianerhöhlen-Tour wohl eine halbe Stunde nach uns gemacht haben und deshalb mein Handy auf der Toilette fanden. Geld wollten sie nicht, doch eine Tafel Schweizer-Schokolade war ihr Highlight an dem Tag!

 

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