7 Gründe, wieso ich meinen Beruf liebe.

Seit nun mehr als 6 Jahren arbeite ich in der Betreuung und der Pflege von Menschen mit einer Beeinträchtigung und es macht mir immer noch jeden Tag riesigen Spass. In der folgenden Auflistung findest du einige Punkte, welche mir besonders an meiner Arbeit gefallen. Mich würde aber interessieren: Was arbeitest du und könntest du dir vorstellen, auch mit behinderten Menschen zu arbeiten?

 

1. Kaffee trinken und Kekse essen
Um das gängigste Klischee gleich mal zu erfüllen: Ja, ich esse oft mit dem Klienten, backe und koche mit ihnen. (Wobei meine Kochkünste eher einer Feuerwehrübung entsprungen sein könnten.) Es macht mir sehr viel Spass, den Bewohnern einen Ausflug zu ermöglichen, bei dem wir vielleicht auch mal nur zu McDonalds fahren, um Pommes zu essen. Denn mal ehrlich: Wer möchte denn nicht einfach mal das essen, auf was man Lust hat und wann hat eine Person aus einem Heim schon die Möglichkeit sowas zu entscheiden? Deshalb versuche ich im Alltag so kleine Wünsche zu erfüllen, denn meistens sind es diese Dinge, die am meisten glücklich machen!

2. Sonntags- /Abendzulagen
Es ist nicht nur viel weniger stressig und ruhiger, als unter der Woche, nein: Am Wochenende und am 20Uhr gibt es Zulagen! Zulagen bedeutet in diesem Fall übersetzt: Für die gleiche Arbeit mehr Geld. Und wer fände das nicht toll? Es ist wirklich praktisch, wenn man sparen, oder sich in näherer Zukunft, etwas grösseres leisten möchte. Zudem ist es immer eine nette Überraschung, die Lohnabrechnung zu bekommen und mehr zu bekommen, als man gedacht hat. 🙂

3. Dann frei, wenn andere arbeiten müssen.
Um an den oben genannten Punkt anzuschliessen; Manchmal muss ich arbeiten, wenn Freunde und Familie frei haben. Doch was viel besser ist, als alle paar Wochen mal ein Fest zu verpassen: Ich kann ins Shoppingcenter, wenn keine Sau da ist und das ist einfach nur geil. Ich geniesse es richtig, manchmal ein halbes Stockwerk eines Einkaufshauses für mich alleine zu haben. Man muss nie irgendwo anstehen, die Toiletten sind frisch geputzt und alles ist noch an seinem eigentlichen Platz. (Gerade bei New Yorker oder H&M ist dies ja nach dem Mittag oft nicht mehr der Fall.) Dazu kommt, dass ich mir um Arzttermine, Bank- und Postöffnungszeiten nie sorgen machen muss. Echt toll, diese Wochenenddienste!

4. Zeit für andere Dinge
Da es in der Schweiz, auf meinem Beruf möglich ist, Teilzeit zu arbeiten, habe ich genug Zeit um zu reisen, an Events zu gehen und meine Freizeit so zu gestalten, dass ich während der Arbeit ausgeglichen bin. Ich kenne leider viele Menschen in meinem Umfeld, die oftmals wegen ihrer Arbeitszeiten und ihres Pensums nicht genügend Zeit für ihre Bedürfnisse aufbringen können und deshalb oftmals unzufrieden auf die Arbeit, oder nach Hause gehen.

5. Kreative Gestaltung des Arbeitstages
Dieser Punkt befindet sich teilweise bereits in Punkt eins, doch hier geht es mehr um keine eigenen Bedürfnisse/mein Befinden während der Arbeit. Das klingt so falsch, wenn ich sage, dass ich manchmal meine Tätigkeiten meiner Stimmung anpasse, aber es ist halt so. Ich kann einem Menschen, mit dem ich zusammenarbeite schlecht vorgaukeln, dass ich traurig, gestresst, genervt oder wütend bin. Genauso ist es aber auch mit positiven Emotionen, welche ich im Arbeitstag gut integrieren kann. So mache ich Ausflüge, wenn ich fit und motiviert bin, oder tanze mit Bewohnern zu (meiner) Musik, um wieder gute Laune zu bekommen. Es steht zwar immer im Vordergrund, dass es dem Klienten gut geht, aber ich denke, dass die Betreuungsqualität steigt, wenn das Betreuungspersonal hinter dem Programm stehen kann und motiviert dafür ist. Und jetzt sagt mir, wie ihr im Büro euren Arbeitstag eurer Stimmung anpassen könnt. Radiosender wechseln, den Drehstuhl höher stellen und das Fenster öffnen. So stelle ich mir das zumindest vor.

6. Zwischenmenschliche Interaktion mit den Klienten
Es macht mich glücklich, wenn ich andere Menschen, besonders unsere Klienten, zum lachen bringen kann. Es macht solchen Spass, sie spielerisch zu fördern, Spiele und Witze zu erfinden, sie zu kitzeln und sie zu motivieren. Doch es gibt auch Tage, da sind sie und ich einfach schlecht gelaunt und es fliegen mehr als nur Wörter durch die Gegend. Und es erstaunt mich immer wieder selbst, wie ich auch nach 5 Jahren im selben Betrieb auf solche Auseinandersetzungen reagiere. Es herrscht eine unglaubliche Vertrautheit und die Klienten wissen eigentlich genau, wie weit sie gehen können und was passiert, wenn sie diese Grenze überschreiten. Ich empfinde aber solche Situationen „normal“. Ich wäre auch wütend, wenn mich jeden Morgen jemand anderes aus dem Schlaf reisst, mich nackt sieht und mir Tabletten gibt, die ich einnehmen muss. Es geht mir auch nicht darum, dass so etwas nicht mehr passiert, ich möchte nur an der Beziehung zu den verschiedenen Klienten arbeiten. Denn Betreuungsarbeit ist Beziehungsarbeit. 🙂

7. Pflege
Das was allem Anschein nach viele Menschen zu ekeln scheint, ist mein persönliches Highlight. Braucht ein Klient ein Medikament, einen neuen Verband, oder hat einfach nur Fieber: Ich bin die, die sich meldet, alles zu übernehmen. Ich liebe einfach alles, was mit Medizin zu tun hat, auch wenn es vielleicht nur ein Pflaster braucht, um eine Kratzwunde zu versorgen.

 

Das war’s! 🙂

 

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